Thomas & Katrin Hitzner
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Zeitungsartikel

 

von Katrin Hitzner und Christa Grasedick


Ein saudisches Sprichwort sagt: Wähle dir erst deinen Wegbegleiter und dann den Weg. So haben wir Saudi Arabien kennen gelernt und erlebt.

 

Unsere Männer arbeiten seit einiger Zeit gemeinsam an einem Projekt in Saudi Arabien. Durch diesen Umstand lernten wir Frauen uns kennen. Ein Blick und wir wussten sofort, wir wollen gemeinsam dieses Land entdecken und hinter die Schleier der Frauen in Saudi Arabien blicken.

 

Ein Besuch in Saudi Arabien ist mit vielen Hindernissen verbunden. Das Land ist für den Tourismus nur begrenzt offen. Für eine Einreise wird ein Visum benötigt, das durch die Regierung genehmigt werden muss.

 

Frauen die nach Saudi Arabien reisen, müssen sich den Bestimmungen des Landes unterordnen. Das spürten wir deutlich bei der Ankunft am Flughafen in Riaydh. Dort wurden wir von unseren Männern mit der Abaja empfangen. Die Abaja ist ein schwarzer, bodenlanger Mantel. Das triste Schwarz der Abaja kann durch Perlen, Pailletten oder kunstvollen Stickereien ergänzt werden. Die Europäerinnen müssen keine Kopfbedeckung und keinen schwarzen Gesichtsschleiers tragen.

 

 

Das Land der Gegensätze

 

Dieses Land Saudi Arabien ist ein besonderes Land. Besonders, was den Umgang mit Frauen angeht, davon sind auch die Besucherinnen des Landes nicht ausgenommen. So ist es Frauen generell untersagt: Fahrrad zu fahren, ein Auto zu lenken oder neben einem fremdem Mann zu sitzen.  . Auch darf die Frau sich keinem fremden Mann ohne Gesichtsschleier zeigen. Eine unverheiratete junge Frau darf sich ohne männliche Begleitung nicht in der Öffentlichkeit bewegen.

 

Die starke Reglementierung durch den Moslemischen Glauben und das gleichzeitige Leben mit allen Luxusgütern … die größten Autos, die schönen Villen, das irritiert uns.

Dieser Gegensatz wird um so deutlicher, wenn die verschleierten Frauen unter ihrer Abaja das neueste Handy hervorziehen.

 

 

Riyadh ein Eldorado für Shoppingliebhaber

 

In alle Himmelrichtungen erstreckt sich das rechtwinkelige Straßennetz von Riyadh (Ar Riyadh = Garten) bis zum staubigen Horizont reicht das Meer aus Glas und Beton. Für jeden Architekten eine Möglichkeit seine Fantasien auszuleben.

 

Die Highlights der Architektur in Riyadh sind: The Globe, die dreistöckige Glaskugel mit den neusten Restaurants, der Al -Faisaliah Tower und das Kingdom Center das mit seinen 300m den Berliner Fernsehturm noch überragt. Überall Baustellen für die neue Welt.

 

Wir spüren und sehen den Einfluss und den Luxus der westlichen Welt. Die neusten Labels und Trends aus der gesamten Welt sind zu haben. Wer hier aber eine freundliche Verkäuferin sucht wird erstaunt feststellen, dass auch die feinsten Dessous nur von Männern angepriesen werden. Fünfmal am Tag ist Gebetszeit, in dieser Zeit werden die Läden geschlossen, auf den Kunden wird keine Rücksicht genommen.

Immer öfter schießt eine neue noch modernere Shoppingmall aus dem Boden. Das Shoppen ist das einzige Vergnügen für Frauen und ihre Familien. Vergeblich wird man in Riyadh ein Kino oder ein Theater suchen. Bei öffentlichen Sportveranstaltungen sind nur Männer zugelassen. Die strenge Sittenpolizei ist allgegenwärtig.

 

 

Von der Rücksitzbank des Taxis aus erobern wir Riyadh

 

Jamil  ist ein Glückstreffer für uns. Er ist ein pakistanischer Taxifahrer, der uns zuverlässig und sicher durch den chaotischen Straßenverkehr bringt. Wir erleben eine für uns neue Regelung der Straßenverkehrsordnung. Einfach und schlicht. In der Hierarchieordnung bekommt immer der Saudi Recht. Danach die Besucher aus der westlichen Welt und Schuld tragen immer die Einwanderer (Pakistanis, Tamilen oder Inder).

 

„Madam“ you can take a picture. So führte uns Jamil durch Riyadh. Der orientalische Markt, Souk mit seinen Gerüchen und Farben ist das Gegenteil zu den modernen Shoppingmalls. Hier erleben wir das Märchen aus Tausend und Einer Nacht. So dürfen wir die unbekannten Instrumente klingen lassen, Wasserpfeifen rauchen, süße Früchte kosten und mit großer Ruhe und ohne das wir bedrängt oder belästigt werden, die herrlichen Stoffe bewundern.

 

Befremdend war für uns war der Platz an dem immer noch Hinrichtungen stattfinden. Von Jamil erfahren wir, dass 2009 in Saudi Arabien immer noch 96 Hinrichtungen stattfanden.

 

 

Only women

 

Die Geschichte des Landes und der Königsfamilie Saud wurden uns im Nationalmuseum gezeigt. Sichtbar wird der Faible des Königs für große, teure, europäische Automarken. Erstaunt sind wir über die Tatsache, dass es Öffnungszeiten nur für Frauen und Kinder gibt, so ist an diesen Tagen auch ein geringeres Eintrittsgeld zu entrichten.

 

 

Ich habe das Gesicht der Frau meines Freundes noch nie gesehen

 

Wir wissen die Ehre zu schätzen, dass wir Abdulla und seine Familie besuchen dürfen. Abdulla ist der saudische Freund von Jamil unserm Taxifahrer. Natürlich ziehen wir die Schuhe, beim Betreten des Hauses, aus. Wir werden in das Frauenwohnzimmer zu den Kindern geführt. Hier legt die Hausherrin ihren Gesichtsschleier und die Abaja ab. Die Gastfreundlichkeit der Saudis ist überwältigend. Tee, arabischer Kaffee und landestypische Speisen werden serviert. An der Wand hängt ein Familienfoto. Abgebildet sind nur die Söhne der Familie, von den drei Töchtern können wir kein Bild bestaunen.

 

Die Kinder zeigen uns stolz ihre Englischhefte und sprechen mit uns ein paar Brocken Englisch. Wir sprechen mit den Händen und lachen gemeinsam. … Alemani … aha ... anerkennendes Nicken und das so verschlossene Land wirkt für einen Augenblick vertraut.

 

Auf dem Rückweg sprechen wir mit Jamil über diesen Besuch und die Großzügigkeit der Gastgeberin. Bestürzt erfahren wir von Jamil, dass er in den vielen Jahren der Freundschaft mit Abdulla, das Gesicht der Frau seines Freundes noch nie gesehen hat.

Diese Aussage begleitet uns noch lange.